Kunst aus luftiger Höhe: Lektionen in Luftbildfotografie
Von Japan bis in die Vereinigten Staaten fotografiert der Luftbildfotograf Donn Delson seine Kunstwerke aus bis zu 3.500 Metern Höhe – von weitläufigen Stadtlandschaften bis zu skurrilen Mustern. Dieses Mal fliegt das Nikon Magazin mit
Donn Delson schwebt 600 Meter über der Londoner Innenstadt. Auf der Landekufe eines türlosen Hubschraubers hockend und mit einem gelben Gurt gesichert, schaut der 75-Jährige durch den Sucher, dreht ein Einstellrad, hält inne und fängt dann die glitzernden Lichter von Piccadilly Circus ein. „Alles klar“, sagt er in das Headset, nachdem er einen kurzen Blick auf den Monitor seiner Nikon D850 geworfen hat. Der Pilot dreht ab.
„Ich kann nicht anders: Ich bin vom Gegensatz zwischen Wahrnehmung, Realität und Aussehen fasziniert“, sagt der Luftbildfotograf und Künstler. Er hat seine Kamera mit dem AF-S NIKKOR 24-70mm f/2.8E ED VR im Schoß, während der Pilot das Shard ansteuert. „Viele meiner eher skurrilen Werke sind nicht das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen“, fügt er hinzu. Während der Hubschrauber zum höchsten Gebäude Londons fliegt, hebt Donn die Kamera wieder an sein Auge. Der Auslöser klickt. Unbeeindruckt vom starken Wind und den Vibrationen arbeitet er schnell und präzise. Nach kurzer Zeit dreht der Hubschrauber nach Süden.
Vorbereitung
Wie hat Donn also seine Karriere begonnen? Viele Jahre lang fotografierte er als Hobby und experimentierte mit Landschaften, industrieller Laserlichtfotografie und Langzeitbelichtung. Im Jahr 2015, als er mit einem Hubschrauber auf den Gipfel der neuseeländischen Remarkables Mountains flog, um einen Gletscher zu sehen, fragte der Pilot beiläufig , ob Donn die Tür öffnen wolle, um sich mit seiner Kamera hinauszulehnen.
„Meine Frau sagte ‚auf gar keinen Fall‘, und ich sagte ‚Ja!‘“ Er lacht. „Der Pilot legte mir Gurtzeug an, öffnete die Tür – und so ging es los.“ Die ersten Gedanken? „Großartig. Nur so kann man es beschreiben – einfach so nach unten schauen. Ich war begeistert.“
Helikopter vs. Drohne
Ist eine Drohne mit einem Hubschrauber vergleichbar? Donn findet: Nein. „Drohnen eignen sich nicht für meine Art der Fotografie. Ich brauche eine visuelle Verbindung zu dem, was ich fotografieren will“, sagt er. „Mich fasziniert es, einen Raum zu vermessen und mich visuell hindurch zu bewegen. Außerdem haben Drohnen Flugbeschränkungen, insbesondere über städtischen Gebieten. In einem Hubschrauber kann ich bis zu 3.500 Meter hoch fliegen. Ich bin schon über glühende Lava geflogen!
„Die Drohnenfotografie ist aber ein toller Einstieg, um zu sehen, wie die Welt von oben aussieht. Mein bester Tipp? Fahrt irgendwohin und bucht einen Hubschrauberflug. Ihr werdet die Stadt nie wieder auf die gleiche Weise betrachten.“
Der beste Zeitpunkt
„Die beste Zeit zum Fliegen hängt davon ab, was ihr fotografieren wollt“, erklärt Donn. „Wenn ihr ein Bild mit wenig oder gar keinen Schatten wollt, fotografiert ihr am besten zur Mittagszeit. Oder ihr nehmt einen bewölkten oder bedeckten Tag, denn dann gibt es einen natürlichen Filter, der die Schatten reduziert. Manche Aufnahmen sehen jedoch großartig aus, wenn die richtigen Schatten für Tiefe sorgen und sogar den ganzen Charakter des Bildes verändern. Die Dämmerung ist eine wunderschöne Zeit, um den Zauber der funkelnden Lichter über einer Stadt einzufangen.“
Vorbereitung vor dem Flug
„Die meisten meiner Bilder verdanke ich dem Zufall“, sagt Donn. „Ich habe zwar eine allgemeine Vorstellung von einem Gebiet, das ich fotografieren möchte, aber fast alle meine Lieblingsbilder sind zufällige und herrlich unerwartete Sichtungen. Vor dem Flug schaue ich kurz auf Google Earth, um zu sehen, ob mir etwas besonders ins Auge fällt. Wenn ich die vielen Kilometer, die ich gewöhnlich abfliege, sorgfältig scannen würde, bräuchte ich Stunden und würde garantiert Kopfschmerzen bekommen!“
Donn Delson erklärt, wie aus einem Hubschrauber gestochen scharfe Aufnahmen gelingen
- Wählt AF-S
Bei Aufnahmen aus dem Hubschrauber genügt ein Einzelfeldfokus, da das Motiv weit entfernt ist und sich nicht bewegt.
- Bei Tageslicht 1/1600 Belichtungszeit
Es ist zwar möglich, mit längeren Belichtungszeiten zu fotografieren – und nachts ist es sogar notwendig. Aber mit einem Hubschrauber gibt es viele Vibrationen und Wind. Und wenn das Ziel wie bei mir Abzüge in 4 x 6 m Größe sind, dann ist es wichtig, ein spektakuläres, gestochen scharfes Bild zu machen.
- Aufnahmeserien fotografieren
Ich verwende den Highspeed-Serienaufnahmemodus, da bei den wackeligen Bedingungen im Hubschrauber oft nur die mittleren Aufnahmen meiner Serie perfekt scharf sind. Letzten Monat bin ich auf die Nikon Z8 umgestiegen. Ich bin begeistert von der Serienbildgeschwindigkeit von 20 Bildern pro Sekunde.
- Immer RAW
Wenn ihr im RAW-Format fotografiert, trifft nicht die Kamera die Entscheidungen, sondern ihr selbst. Ihr habt alle Informationen, und könnt später entscheiden, was ihr damit machen wollt.
- Die vielseitigste Brennweite ist 24 bis 200 mm
Ich passe mein Objektiv an die Höhe an, in der ich fliege. Aber ich kann fast immer garantieren, dass ich nur das AF-S NIKKOR 24-70mm f/2.8E ED VR und das AF-S NIKKOR 70-200mm f/2.8E FL ED VR brauche. Da in London aufgrund der nahe gelegenen Flughäfen Höhenbeschränkungen gelten, war das AF-S NIKKOR 24-70mm f/2.8E ED VR alles, was ich brauchte. Meine D850 hat bei wenig Licht immer gut performt, besonders in der Dämmerung. Jetzt ist es an der Zeit, die Z8 zu benutzen!
- Tagsüber mit niedrigem ISO-Wert aufnehmen
Ich bevorzuge immer den niedrigstmöglichen ISO-Wert, um das bestmögliche Bild mit den besten Farbdaten und der geringsten Körnung und dem geringsten Rauschen zu erhalten – besonders bei Aufnahmen für große Abzüge und bei Nachtaufnahmen. Es ist eine echte Herausforderung, nachts aus einem Hubschrauber heraus zu fotografieren und dabei Bilder zu machen, die Details und Linien erhalten und bei starker Vergrößerung nicht zu viel Rauschen aufweisen. Wenn die Belichtungszeit zu lang ist, wird das Bild unscharf. Für eine kurze Belichtungszeit (um die Verwacklung auszugleichen) musst man die ISO-Empfindlichkeit erhöhen – manchmal sogar drastisch, wie bei dem obigen Bild.
- Auf das Gewicht der Ausrüstung achten
Ihr müsst in der Lage sein, euer Kit aus der Hand zu halten, da ihr aufgrund der Vibrationen kein Stativ verwenden könnt. Ihr könnt euch auch nicht zur Stabilisierung an die Tür lehnen, denn dann holt ihr euch Vibrationen ins Bild.
- Mit offener Blende fotografieren
Wenn ihr von weit oben direkt nach unten fotografiert (mit Ausnahme von Schatten), braucht ihr meist nicht so viel Tiefenschärfe. Bei Bedarf könnt ihr dann auch mit weiter geöffneter Blende fotografieren. Ich kenne immer den „Sweet Spot“ eines bestimmten Objektivs für maximale Schärfe im gesamten Bild.
- Der automatische Weißabgleich ist alles, was ihr braucht
Ich stelle meine Kamera immer auf automatischen Weißabgleich und passe ihn bei Bedarf in Photoshop an.
- Nebelschleier in der Nachbearbeitung entfernen
In Photoshop ist es in der Regel einfach, den Schleier zu entfernen und Kontrast und Sättigung zu erhöhen.
Wie ich das Foto gemacht habe
Tree of Life
„Ich flog in 2.000 Metern Höhe über das Tote Meer und entdeckte einen 'Baum' – es ist natürlich kein Baum, da aufgrund des Salzgehalts nichts überleben kann. Aber es sind Schluchten, die aus der Luft wie die Wurzeln eines Baumes aussehen, der sich vom Meer ernährt. Ich nannte es Tree of Life, weil das Tote Meer Leben spendet – es bietet eine wirtschaftliche Grundlage für die Gemeinden, die sein Salz ernten.“
On the Green
„Als ich die kleine Oase im Toten Meer sah, fiel mir auf, dass sie wie das neunte Loch eines Golfplatzes aussieht, auf dem ich gerne spielen würde. In Wirklichkeit war es ein Salzlager. In der Geschichte heißt es, dass eine einheimische Person den Baum per Boot in das seichte Wasser brachte und ihn dort pflanzte.“
Donn Delsons Top-Tipps für die Luftbildfotografie
- Das Schulen des Blicks verbindet diszipliniertes Beobachten während des Fliegens mit der Suche nach Details. Es geht darum, Dinge zu entdecken, die zunächst wie etwas anderes erscheinen. Es ist eine ständige Erinnerung daran, keine vorschnellen Entscheidungen über Dinge oder auch Menschen zu treffen. Das ist meine persönliche Version des Trompe-l'oeil-Effektes, bei dem Bilder so realistisch gemalt sind, dass sie wie Fotografien aussehen.
- Sagt dem Hubschrauberunternehmen, dass ihr mit offener Tür auf der rechten Seite hinter dem Piloten sitzen möchtet. Dann sieht der Pilot genau das, was ihr seht und kann besser manövrieren. Die gegenüberliegende Tür braucht nicht offen zu sein.
- Steigt niemals von hinten in einen Hubschrauber ein oder aus. Denn der Heckrotor ist ein kleiner, vertikaler Propeller, der ziemlich gefährlich ist – und unsichtbar, wenn er sich dreht.
- Wenn ihr eure Ziele zum Fotografieren kennt, sprecht im Voraus mit dem Piloten, um sie zu planen. So kann er auf eure Wünsche eingehen.
- Befestigt Kameratasche und die Kamera am Hubschrauber. Da ungesicherte Gegenstände nach draußen fallen oder herausgezogen werden und jemanden am Boden verletzen können oder den Hubschrauber beschädigen, darf in einem türlosen Hubschrauber nichts lose sein. Verwendet die Schnellverschlüsse, die Kletterer verwenden. Das ist eine Kombination aus zwei Karabinern und einer Schlinge, die sie zusammenhält. Ich hänge einen an meinen Kameragurt und den anderen an einen Haken oder wickle ihn um die Metallstange hinter dem Piloten.
- Wenn der Hubschrauber nicht schwebt, darf kein Teil des Körpers oder der Ausrüstung außerhalb des türlosen Sitzes in den Windschatten geraten. Mit anderen Worten: Bleibt ganz im Inneren des Hubschraubers.
- Wenn ihr regelmäßig fliegt, solltet ihr euch ein Paar Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung kaufen (ich bevorzuge Bose). Sie sind großartig. Sie haben eine Bluetooth-Verbindung und man muss das Mundstück nicht mit den letzten Passagieren teilen. Sie dämpfen und eliminieren fast den Lärm der Hubschrauberrotoren und des Windes. Außerdem könnt ihr so effektiv und ganz angenehm mit dem Piloten kommunizieren.
- Bei trockener Hochdruckluft sinkt die Temperatur pro 100 m Höhenunterschied um etwa 1 °C. Das bedeutet, dass die Temperatur in 1000 m Höhe um etwa 10 °C gegenüber dem Boden sinkt. Je nach Wetterlage ist es immer ratsam, ein paar Schichten mehr und eine Windjacke zu tragen. Bei Kälte trage ich Handschuhe mit abgeschnittenen Fingerspitzen, isolierte Kleidung, Wollsocken und eine Mütze.
- Einige Hubschrauberbetreiber verlangen, dass man einen Sicherheitsgurt statt einem Sitzgurt trägt. Das erhöht zwar die Sicherheit, aber achtet darauf, dass es sich um einen Gurt mit Schnellverschluss handelt, damit ihr euch im Notfall, wenn ihr schnell aussteigen müsst, leicht befreien könnt. Checkt auf jeden Fall die Sicherheitshinweise des Hubschrauberbetreibers, bevor ihr fliegt.
Verfolgt Donns Abenteuer hier.
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