Habt ihr das Zeug für die Sportfotografie?

Von der richtigen Ausrüstung bis zum Einstieg in die Sportbranche: Hier erfahrt ihr, wie es geht.
Für Sportfotos braucht man mehr als nur kurze Belichtungszeiten und einen präzisen Autofokus. Es geht darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, das Geschehen vorauszusehen und einen einzigartigen Stil zu entwickeln. Was es sonst noch braucht, um an die Spitze zu gelangen, verraten zwei erfahrene Profis, Nikon-Creator Frederikke Hejbøl Jensen und Nikon-Ambassador Laurence Griffiths.
Nikon Magazin: Wie habt ihr euren Durchbruch geschafft, und was sind die Höhepunkte eurer Karriere?
Frederikke: Ich habe schon immer Fußball geliebt. Es war völlig klar, dass ich dort mit dem Fotografieren anfange. Ich schaute in der Zeitung nach, wer das lokale Team fotografierte. Dann schickte ich dem Fotografen eine E-Mail mit der Frage, ob er nicht eine Praktikantin braucht – was er bejahte. Ein paar Jahre nach meinem Praktikum fragte die örtliche Zeitung nach meinen Bildern. Jetzt arbeite ich für eine Fotoagentur, Gonzales Photo Sport, die es mir ermöglicht hat, mit verschiedenen Fußballvereinen in der dänischen Superliga zusammenzuarbeiten. Letztes Jahr war ich beim UEFA Conference League Finale in Athen dabei. Das war unglaublich! Das absolute Highlight meiner bisherigen Karriere war die UEFA EURO 2024 in Deutschland – ein absolut umwerfendes Erlebnis. Etwas ganz Besonders war es auch, Tottenham zu fotografieren. Mein Lieblingsteam! Wenn man sonst nur auf der Tribüne sitzt oder zu Hause den Fernseher anschreit, ist es eine ganz wunderbare Erfahrung, dem Geschehen auf dem Spielfeld so nahe zu sein.
Nikon Team

@ Laurence Griffiths
Laurence: Mein Onkel Dave Jones war Berufsfotograf bei der Press Association. Er spielte eine entscheidende Rolle dabei, meine Leidenschaft für die Fotografie zu wecken. Er schenkte mir eine alte Nikon FM2 und ein 180-mm-Objektiv mit f/2.8 und manuellem Fokus. Dann gingen wir zu Fußballspielen, wo er mir Feedback gab. Anschließend fuhren wir zu der örtlichen Agentur, bei der er arbeitete, um die Filme zu entwickeln. Das öffnete mir die Tür zu meinem ersten Job im Unternehmen: Ich arbeitete im Bildarchiv und entwickelte und archivierte Negative und Dias. Schließlich machte ich mich als Sportfotograf selbstständig.
Seitdem habe ich über jede Fußballweltmeisterschaft seit 1994 und mehrere Olympische Sommerspiele berichtet, darunter London, Rio und Tokio. Zuletzt leitete ich die Redaktion von Getty Images für die Spiele in Paris. Ich hatte das Privileg, fast zehn Jahre lang der offizielle Fotograf des englischen Cricket-Teams zu sein und mit ihm die Welt zu bereisen. Ich habe sogar einen Bildband zum Thema Dorfkricket erstellt, From the Boundary’s Edge. Im Jahr 2010 wurde mir die Ehre zuteil, die Auszeichnung SJA Sportfotograf des Jahres zu gewinnen. Ich bin seit über 25 Jahren fester Fotograf bei Getty Images und wurde dort 2017 zum Cheffotografen befördert. Im Jahr 2022 stieg ich zum Director of Content auf – mit dem Fokus, unsere Redaktionsaktivitäten weltweit auszubauen.

@ Frederikke Hejbøl Jensen
Nikon Magazin: Was ist euer bevorzugtes Kit?
Frederikke: Ich habe die Z9, die Z8 und die Zf. Sie sind einfach klasse. Beim Sport ist eine hohe Bildrate entscheidend, und die haben alle drei immer. Ich verwende das NIKKOR Z 400mm f/2.8 TC VR S für 90 Prozent meiner Bilder – meine beste Investition überhaupt. Meist fotografiere ich immer mit f/2.8 – gerade bei Abendspielen, wo jedes bisschen Licht zählt. Damit hat man auch einen guten unscharfen Hintergrund – das Bokeh ist sehr schön und hebt das Motiv hervor.

@ Laurence Griffiths
Laurence: Ich liebe die Nikon Z9. Die Stille ist der erste auffällige Faktor. Bei vielen Sportveranstaltungen, wie Wimbledon, wird auf spiegellose Kameras bestanden, weil sie die Sportler weniger ablenken. Golf und Gymnastik sind weitere Beispiele. Die Augenerkennung ist unglaublich. Ich verwende die benutzerdefinierten Tasten, um die Augenerkennung ein- und auszuschalten. Man kann den Bildausschnitt viel einfacher wählen, wenn die Kamera das alles für einen erledigt.
Normalerweise fotografiere ich mit fünf Kameras parallel. Beim Finale der Europameisterschaft während Corona allerdings hatte ich 12 Kameras (aus der Hand und mit Fernauslöser) im Einsatz, das war unglaublich. Normal balanciere ich das NIKKOR Z 400mm f/2.8 TC VR S und die Z9 zwischen meinen Beinen auf dem Einbeinstativ, während ich mit dem NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 VR S ein Tor aufnehme. Zu meinen Füßen liegt noch ein NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S für Nah- und Weitwinkelaufnahmen. Zusätzlich zu meiner Ausrüstung für Aufnahmen aus der Hand verwende ich zwei Nikon D6 als Remote-Kameras im hinteren Teil des Netzes mit dem AF-S NIKKOR 24mm f/1.8G ED. Ich muss schnell zwischen den Objektiven wechseln. Wenn man das nicht gut beherrscht, verpasst man Bilder.

@Frederikke Hejbø Jensen
Nikon Magazin: Was ist euer typischer Aufbau und eure Strategie?
Frederikke: Ich sitze normalerweise bei den Eckfahnen. Das ist meine Lieblingsposition. Ist das nicht möglich, setze ich mich gerne an einen Ort, an dem ich das Geschehen von der Seite aus festhalten kann. Wenn ein Spieler von links nach rechts läuft, halte ich ihn auf der linken Seite des Bildes, und der Ball ist normalerweise auf der rechten Seite. Ich verwende den manuellen Modus mit einer Serienbildfunktion mit 20 Bildern pro Sekunde und kontinuierlichem AF. Wenn es dunkel ist, wähle ich in der Regel eine Verschlusszeit von 1/1600 Sekunde, und wenn es hell ist, 1/2500 oder noch kürzer. Ich fotografiere immer im RAW-Format, was in der Sportfotografie eher ungewöhnlich ist. Aber für mich funktioniert es – und ich habe später die Möglichkeit, mit der Bearbeitung in Adobe Lightroom herumzuspielen. Wie ich die Bilder bearbeite, hängt davon ab, wofür sie bestimmt sind. Während und nach dem Spiel – wenn ich die Fotos an meine Agentur schicke, die sie dann an Zeitungen und Nachrichtenagenturen verkauft – mache ich nur schnelle Korrekturen. Ich passe den Weißabgleich, Kontrast, Lichter, Schatten, Weiß- und Schwarzpunkt an. Die Fotos, die ich auf Instagram poste, sind deutlich anders als die, die ich für redaktionelle Zwecke verkaufe. Ich bevorzuge es, alle Farben zu entsättigen (vor allem Grün- und Gelbtöne) und die Schärfe etwas zu reduzieren.

@ Laurence Griffiths
Laurence: Will ich das Geschehen einfrieren, knipse ich in der Regel mit 1/2000 s oder schneller und fast immer mit Offenblende bei f/2.8. So kann ich den Hintergrund unscharf machen und sicherstellen, dass das Motiv so viel Platz wie möglich im Bild einnimmt. Unabhängig von der Sportart konzentriere ich mich darauf, das vorhandene Licht und die Umgebung optimal zu nutzen. Dabei achte ich auf Details wie den Hintergrund, um die Wirkung der Aufnahme zu maximieren. Außerdem recherchiere ich vor jeder Veranstaltung gründlich und halte mich über die wichtigsten redaktionellen Themen auf dem Laufenden. Mein Fokus liegt darauf, die größten Stars des Sports zu porträtieren.
Schnelles Liefern ist für unsere Redaktionsarbeit entscheidend. Da wir Tausende von Bildern in Echtzeit verarbeiten, fotografieren wir aus Effizienzgründen meist im JPEG-Format, ohne dabei auf außergewöhnliche Qualität zu verzichten. Bei kommerziellen Projekten oder Porträts wechseln wir zu RAW, um die höchstmögliche Bildqualität zu erreichen.


Nikon Magazin: Welchen Rat würdest du angehenden Sportfotograf:innen geben?
Frederikke: Arbeitet wirklich hart, sonst wird niemand eure Fotos anschauen und ihr verdient kein Geld. Seid proaktiv. Beginnt mit dem Aufbau eines Portfolios. Fotografiert ein Team bei euch vor Ort und lernt schnell dazu. Wenn ihr ein Portfolio aufgebaut habt, könnt ihr euch an Agenturen wenden. So bekommt ihr auch Zugang zu professionellen Ligen und Turnieren.

@ Laurence Griffiths
Laurence: Das stimmt. Man braucht keine großartige Sportstätte. Viele denken, dass man im Wembley-Stadion sein muss, um tolle Fußballfotos zu machen. Doch das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Es ist viel wichtiger, seine Ausrüstung kennenzulernen und schnell Anpassungen vorzunehmen, ohne in die Kamera zu schauen. Verlasst euch nicht auf die automatische Belichtung. Findet heraus, was ihr mit eurer Kamera manuell machen könnt. Macht Fehler und lernt daraus. Wenn ihr viel nachbearbeiten müsst, dann macht ihr keinen guten Job beim Fotografieren. Auch Networking ist absolut wichtig. Bereitet euch vor, präsentiert euch auf die richtige Weise und zeigt eure besten Inhalte. Denkt an die Wirkung, die ihr mit jedem Gespräch und Portfolio erzielt.
Das Kit
Frederikke: Nikon Z9, Z8, Zf plus NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, NIKKOR Z 40mm f/2, NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 VR S, NIKKOR Z 400mm f/2.8 TC VR S und ein Einbeinstativ.
Laurence: Drei Nikon Z9, zwei D6 plus NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 VR, NIKKOR Z 400mm f/2.8 TC VR S und AF-S NIKKOR 24mm f/1.8G ED. Ich habe auch das AF-S FISHEYE NIKKOR 8-15mm f/3.5-4.5E ED, ein Einbeinstativ und einen Bajonettadapter FTZ II.
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