Food-Fotografie – Leitfaden für Anfänger:innen

Donna Crous Makro und Nahaufnahme12 Juni 20237 Minuten Lesezeit
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Vom optimalen Licht bis hin zum Arrangieren eines Tellers: Entdeckt mit der Food-Fotografin Donna Crous den Foodie in euch.

Essen hat uns seit jeher fasziniert. Bereits Kunstwerke aus dem 15. Jahrhundert zeigen Essen so realistisch wie möglich als Hauptmotiv. Die Bandbreite dieser Kunstwerke reicht von üppigen Festmahlen und Banketten bis hin zu den einfachsten Familienmahlzeiten an einem Tisch. Letztere thematisieren häufig die Sparsamkeit oder Armut zu dieser Zeit.

Ich war schon immer ein Foodie und liebe alles, was mit Essen zu tun hat, vom Einkaufen bis zur Zubereitung. Klar, dass ich irgendwann mit der Food-Fotografie angefangen habe. Bei der Food-Fotografie geht es darum, alles lecker und appetitlich aussehen zu lassen. Hierzu muss man jedoch kein:e Spitzenköch:in mit außergewöhnlichen Fähigkeiten sein. Vielmehr geht es um ein Auge fürs Motiv. Wunderschöne und appetitliche Aufnahmen gelingen auch mit den einfachsten Zutaten, die in der eigenen Küche zu finden sind. Beispiele hierfür sind gekochtes Ei mit flüssigem Eigelb, schmelzendes Eis in einem Löffel, frische Beeren oder Tomaten mit einem Spritzer Wasser oder das Einschenken von kohlensäurehaltigen Getränken wie Sekt oder Champagner.

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Natürliches Licht verwenden

Die Sonne ist zwar eine ideale Lichtquelle für die Food-Fotografie, ist jedoch auch unvorhersehbar. Zudem ändern sich die Farbe und Intensität des Lichts im Laufe des Tages. Deshalb nutzen viele professionelle Food-Fotograf:innen bevorzugt Kunstlicht. Damit sehen die Aufnahmen später einheitlich aus. Allerdings gibt es auch viele professionelle Food-Fotograf:innen, die sich ihre Bekanntheit ausschließlich mit Tageslichtaufnahmen erarbeitet haben. Der richtige Einsatz von Tageslicht kann sich richtig lohnen und ist eigentlich ganz einfach zu erlernen. Das Geheimnis liegt in der Lichtrichtung passend zum jeweiligen Motiv.

Bei der Food-Fotografie kommt praktisch immer Licht aus einer bestimmten Richtung zum Einsatz, entweder von der Seite oder von hinten. Nehmt euer Motiv nie aus der Normalperspektive auf (siehe unten links), da es hierbei an Tiefe sowie Raumgefühl mangelt und das Motiv einfach nicht appetitlich aussieht.

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Das passende Licht finden

Den perfekten Ort für eure Aufnahmen ermittelt ihr am besten mit einem Ei an verschiedenen Fenstern. Haltet das Ei seitlich ins Licht. Auf der Oberfläche sollte ein wunderschön weicher Schatten zu sehen sein, der zum Fenster hin heller wird (siehe Abbildung rechts). Im Idealfall habt ihr ein weiches Licht. An bewölkten Tagen, an denen es hier bei uns in Großbritannien nicht mangelt, bekommt ihr das ganz natürlich. Verwendet andernfalls einen Diffusor.

Ist das Wetter zu schlecht und düster, müsst ihr das Licht unter Umständen lenken. Hierzu benötigt ihr einen Reflektor (z. B. Alufolie oder eine weiße Pappe) auf der gegenüberliegenden Seite des Motivs. Das Licht wird zurück auf das Motiv reflektiert. Das macht die Schatten weicher. Schatten sind zwar wichtig, zu starke Schatten lassen Aufnahmen jedoch schwer wirken. Was zählt, ist die richtige Balance.

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Die Wahl der Lichtrichtung

Von wo das Licht kommen soll, hängt vom Gericht bzw. Getränk ab, das ihr fotografiert, sowie von euren persönlichen Vorlieben. In den meisten Fällen ist seitliches Licht aus einer Richtung optimal. Bei klaren Getränken wie Cocktails, flachen Gerichten wie Torten mit glänzender Glasur oder Waffeln mit Honig funktioniert Gegenlicht wunderbar. Das Tolle an der Digitalfotografie ist, dass ihr die Aufnahme einfach mit beiden Lichtrichtungen machen könnt, wenn ihr unsicher seid, und direkt sehen könnt, welche euch besser gefällt.

Grundlegendes zu Objektiven

Das beste Objektiv für den Einstieg in die Food-Fotografie ist das NIKKOR Z 50mm f/1.8 S. Es bringt alle Eigenschaften mit, die wir Foodies benötigen, und zeichnet sich zudem durch ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Für mehr Vielfalt bei euren Aufnahmen könnt ihr euer Kit später durch ein NIKKOR Z 85mm f/1.8 S und ein Makroobjektiv ergänzen. Objektive sind zwar wichtig, aber nicht alles. Entscheidend ist, dass ihr die Bedienung der Kamera auch im manuellen Modus beherrscht.

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ISO-Empfindlichkeit

Viele Blogs zum Thema Food-Fotografie empfehlen einen ISO-Wert von 100 für alle Aufnahmen. Das ist meiner Meinung nach nicht notwendig und macht es schwieriger, sich mit der Wirkung der anderen Faktoren im Belichtungsdreieck vertraut zu machen. Ich empfehle für den Einstieg immer einen etwas höheren ISO-Wert, insbesondere wenn kein Stativ vorhanden ist. Trotzdem gilt: Je niedriger der ISO-Wert, desto schärfer das Bild. Versucht daher, den Wert so niedrig wie möglich zu halten. Das sollte jedoch nicht zulasten der Belichtungszeit gehen, wenn ihr kein Stativ verwendet.

Belichtungszeit

Auch bei der Food-Fotografie ist die Belichtungszeit wesentlicher Bestandteil eures Belichtungsdreiecks, insbesondere für perfekte Aufnahmen von Tropfen. Wählt bei Aufnahmen aus der Hand möglichst eine Belichtungszeit von 1/125 s oder weniger. Andernfalls lauft ihr Gefahr, die Aufnahme zu verwackeln. Mithilfe der Belichtungsmessung der Kamera sorgt ihr für ein perfekt belichtetes Bild.

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Blende

Es gibt keine festen Regeln für die Blende. Wie ihr sie einstellt, hängt davon ab, was ihr mit der Aufnahme vermitteln möchtet. Bei Aufnahmen aus Normalperspektive neige ich zu einer offenen Blende, die für eine geringe Tiefenschärfe sorgt. Mit einer Blende von 3,5 und Scharfstellen auf einen wichtigen Punkt im Bild, lässt sich die Aufmerksamkeit der Betrachtenden auf den gewünschten Bereich lenken. Bei Aufnahmen aus der Vogel- oder Froschperspektive sollte der gesamte Bildbereich scharf sein. Daher ist eine geschlossenere Blende ab etwa 5,6 ideal.

Weißabgleich

Moderne Nikon-Digitalkameras bieten fortschrittliche Voreinstellungen für die Farbtemperatur. Mit diesen ist es einfacher als je zuvor, eine gute Farbbalance zu erzielen. Benutzt einfach den automatischen Weißabgleich der Kamera und fotografiert im RAW-Format. Dann lässt sich der Weißabgleich bei der Nachbearbeitung korrigieren.

Motive in Szene setzen

Kurz vorab angemerkt: Alle meine Food-Motive sind echt und selbstverständlich essbar. Food-Fotograf:innen stehen häufig in dem Ruf, Fake-Aufnahmen zu machen. Bei größeren kommerziellen Aufträgen wie Werbeaufnahmen kommen tatsächlich oft Ersatzstoffe zum Einsatz, weil die Zeit knapp ist oder die Lebensmittel schnell verderben. Zu Hause bei Aufnahmen mit natürlichem Licht ist das allerdings nicht notwendig. Wenn ihr Angst habt, dass eure Gerichte nicht lange genug frisch aussehen, dann verwendet während der Bildgestaltung und der Kameraeinstellung einen Platzhalter und stellt das echte Gericht erst ins Bild, wenn ihr bereit für die Aufnahme seid.

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Donnas Leitfaden für die Gestaltung von Food-Fotos:
  • Sorgt dafür, dass alles frisch und feucht bleibt, denn die Kamera lügt nie.
  • Präsentiert Gerichte auf kleineren Tellern und ergänzt die Szene durch kleine Schälchen mit frischen Kräutern, Gewürzen oder Früchten.
  • Neutrale Requisiten sorgen dafür, dass die Gerichte in den Vordergrund rücken.
  • Durch ihre Textur und indem sie eine führende Linie vorgeben, können Stoffe einen wichtigen Beitrag zur Bildwirkung leisten.
  • Achtet auf Reflexionen, besonders bei glänzendem Besteck.
  • Sucht nach interessanten Hintergründen, die eure Bilder spannender machen. Glatte Oberflächen lassen sich leicht abwischen. Holz, Zeitungen, Pergamentpapier, Notenblätter, Tapetenmuster und Keramikfliesen liefern wirkungsvolle und einzigartige Oberflächen. Verwendet möglichst keine Tischplatten aus Kiefer. Deren Gelb-/Orangeton ist mitunter zu dominant.
  • Ihr müsst nicht den gesamten Bildraum füllen. Freie Flächen können die Wirkung unterstützen.
  • Mit ungeraden Zahlen (beispielsweise 1, 3 oder 5 Cupcakes, Gläser bzw. Teller) lassen sich ansprechendere Kompositionen erzielen.
  • Schafft im Zweifelsfall ein Dreieck, beispielsweise durch die Platzierung von drei Tellern/Gläsern oder indem ihr Popcorn aufschichtet.
  • Achtet stets darauf, dass die Requisiten zum Gericht passen. Eine Teekanne hinter einem Curry ist keine gute Wahl.
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Mehr Abwechslung in euren Aufnahmen

Wenn ihr verschiedene Gerichte aufnehmt, kann es schnell vorkommen, dass sich die Aufnahmen stark ähneln. Holt in diesem Fall Familienmitglieder dazu. Lasst sie zum Beispiel Gerichte halten, sodass auch mal Hände in der Aufnahme zu sehen sind. Sind sie kamerascheu, reicht es mitunter einfach aus, wenn sie sich im Hintergrund aufhalten. Eine Person in der Aufnahme macht es beim Betrachten einfacher, eine Beziehung zum Bild herzustellen. Wenn ihr niemanden habt, der einspringen kann, müsst ihr selbst ins Bild. Mit Stativ und Selbstauslöser kein Problem. Ich habe meine Kamera so eingestellt, dass sie bei jedem Auslöseintervall zehn Aufnahmen macht. So kann ich Tropfen ohne viel Hin und Her perfekt in Szene setzen.

Ich habe mein Hobby zu meinem Beruf gemacht, ganz einfach, in dem ich experimentiert und einen markanten und unverwechselbaren Stil entwickelt habe. Ich liebe es, wenn anderen Fotograf:innen und Köch:innen dank meiner Tipps atemberaubende Aufnahmen gelingen, indem sie kreativ Requisiten einsetzen, die sie zu Hause finden.

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